Samstag, 14. Juni 2014

Das "Zwischen"seminar



Der Mai begann damit, dass Marcus zum dritten Mal zu Besuch kam um mit uns des Zwischenseminar abzuhalten. Wir sind alle gemeinsam mit Pracseda zum Flughafen um ihn abzuholen. Am Flughafen angekommen haben wir auch noch gesehen wie die Frau des Präsidenten gerade angekommen ist. Auf der Rückfahrt hat uns dann auch noch ihr Konvoi überholt, der aus einem Dutzend weißer Geländewagen von verschiedenen Uno-Organisationen bestand und vor dem die Straße von der Polizei geräumt wurde.
Bevor es dann allerdings zum Zwischenseminar los ging musste an der Kiumako noch eine neue Pumpe eingebaut werden die Marcus aus Deutschland mitgebracht hatte. Das Einbauen beschäftigte uns noch einen vollen Tag und selbst nach dem Funktionierte noch nicht alles wie es sollte. Wir und der tansanische Techniker hatte alle keine Ahnung wie die Verkabelung der Anlage richtig aussehen sollte und so haben wir eigentlich eher herum experimentiert. Einmal hat auch alles Funktioniert, nachdem wir es aber dann einmal für einige Minuten wieder gestoppt haben lief es dann nichtmehr.
Am Tag darauf führen wir dann mit Gilli und Marcus los nach Dar, wo die Zwischenseminars Zeit für uns begann. Die nächsten paar Tage haben wir in einem Beach Resort ein bisschen außerhalb von Dar verbracht, von dem aus wir immer unsere Tagestrips nach Dar starten konnten.
Dar Es Salam ist eine sehr moderne Stadt. Überall werden alte Häuser abgerissen, damit neue Bürokomplexe entstehen können, in manchen Teilen der Innenstadt steht fast kein altes Gebäude mehr. Auch Preislich ist Dar nicht mit anderen Städten Tansanias vergleichbar. Aus deutscher Sicht mag es zwar noch preiswert sein, aber für Tansanische Verhältnisse ist es kaum zu bezahlen. Führ ein Mittagessen bei einem der Schnellimbisse zahlt man schon 10.000 bis 15.000 Schilling (2.000 Schilling sind ungefähr ein Euro), in Moshi kann man ein Mittagessen plus Getränk schon für 4.000 Schilling bekommen. Und auch die ersten amerikanischen Fastfoodketten haben sich schon in Dar niedergelassen. Einen Macdonald gibt es hier zwar noch nicht aber Subway und vor allem KFC kann man hier schon finden.
Am ersten Tag haben wir neben einem Stadtrundgang auch noch einem Krankenhaus einen Besuch abstatten müssen, da Laura von starken Bauchschmerzen gequält wurde. Nachdem Laura sich dort angemeldet hatte und nun auf den Arzt wartete hatte ich einmal die  die Möglichkeit mir einen der Krankenwagen, die in Dar unterwegs sind, anzugucken. Der Wagen war ein alter Japanischer Krankenwagen, dessen Ausstattung für tansanische Verhältnisse sehr gut war.
Heftiger Regen hat uns am Anfang des nächsten Tages auf dem Weg in die Innenstadt begleitet, sodass wir uns mit einem Besuch im Nationalmuseum für diesen Tag begnügt haben. Dafür sind wir am nächsten Tag raus nach Bagamoyo gefahren, der ersten Hauptstadt Deutsch-Ost-Afrikas. In der Stadt sind eigentlich keine Touristen unterwegs und die alten Gebäude bedürften, wenn sie denn noch stehen, auch mal wieder einer Renovierung.
Nach drei Tagen Dar machten wir uns jetzt auf den Weg Richtung Malawische Grenze. Die Fahrt dauerte einen ganzen Tag und führte uns durch Uhrwälder, den Mikumi National Park, einen kleinen Ausleger des Selous Game Reservats, der sich über eine Größe von Österreich erstreckt, und Landschaften die man eher in Skandinavien erwartet hätte als mitten in Tansania. Als es schon dunkel war erreichten wir dann Tukuju, wo wir auch den nächsten Tag verbrachten.
Der nächste Tag begrüßte uns mit regnerisch kaltem Wetter und auf dem Weg zum Zentrum von Tukuju fuhren wir dann auch noch in die Wolken hinein, in denen die Stadt häufiger mal versinkt. Vor einem Hotel haben wir dort den Bus des Tansanischen Nationalteams gesehen, die am Vorherigen Tag gegen Malawi gespielt hatten. Wir beschlossen abends noch mal wieder zu kommen und haben uns dann erst mal auf den Weg gemacht eine der Teeplantagen zu besuchen. Der Bauer den wir besucht haben hatte eine relativ „moderne“ Ausstattung. Statt den Tee mit der Hand zu pflücken, wie es hier meistens gemacht wird, hatte er wenigstens für das Schneiden eine Maschine. Trotzdem hat er für den Tee nur einen Kilopreis von 500 Schilling (25 Cent) bekommen. Abends haben wir uns dann wieder zum Hotel begeben um dort ein paar Bierchen zu trinken. Nach einiger Zeit kam auch einer der Manager des Teams in die Hotelbar und, da man mit Gilli ja immer skurrile Bekanntschaften macht, war es nicht sehr verwunderlich das wir mit ihm ins Gespräch kamen. Auch der Trainer gesellte sich bald darauf zu uns. Zum Abschluss des Abends gab es dann noch ein Geschenk. Jeder von uns bekam eine Trainingsjacke der Nationalmannschaft.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise nach Malawi weiter fort. Die Grenze war schnell erreicht und auch das Überqueren ging recht schnell. Für uns als deutsch war das Visum sogar umsonst. Auf der Malawischen Seite erwartete uns dann erst mal eine lange Fahrt in einem vollgequetschten Dala bis nach Mzuzu. Erste große Unterschiede zu Tansania sind bereits auf der Fahrt aufgefallen. So gab es Unmengen an Polizei Checkpoints, an denen häufig auch die Pässe kontrolliert wurden. Auch wenn es in Tansania häufiger Mal Polizei am Straßenrand gibt, die vereinzelt mal Busse aus dem Verkehr ziehen, so ist das immer noch nichts im Vergleich zu Malawi. Ich hab die vielen Kontrollen jetzt zwar nicht als stark Unangenehm empfunden, da die Beamten meistens sehr freundlich waren, trotzdem Fragt man sich wovor sich dieser Staat so viel mehr fürchtet als Tansania. Von Mzuzu aus sind wir dann nochmal ein ganzes Stück bis nach Salima gefahren, wo der Bruder von Gilli wohnt.
Mit einem kleinen Stadtrundgang begannen wir unseren ersten Tag in Malawi. Unter zentimeterdicken Sandschichten fand man überall in der Stadt noch die alten Britischen Pflasterwege. Auch der Marktplatz, die Abwasseranlage sowie einige Gebäude stammten noch aus kolonialen Zeiten. Nachmittags ging es dann noch zu einer der Loges am Lake Malawi, wo wir für einige Stunden zum Baden blieben.
Am zweiten Malawitag sind wir ungefähr eine Stunde aus Salima rausgefahren um dort ein Museum zu besuchen, welches sich mit der Geschichte der Gegend und der hier lebenden Stämme befasst. Auf der Fahrt sind wir an Zwei verkleideten Gestalten vorbeigefahren. Wir hielten an um Fotos zu machen, doch nachdem diese dann Geld verlangten und die Situation zu eskalieren drohte sind wir fluchtartig weggefahren, weshalb einer der Beiden mit seiner Machete nach uns geworfen hatte. Das Ganze war eigentlich eine ziemlich dumme Aktion. Ein Stückchen später sind wir dann am Museum angekommen, welches direkt neben einem Kloster stand, das von den Ersten Missionaren gebaut wurde. Von der Museumsführung blieb dann vor allem BMW hängen, was hier nicht für die Autos steht sondern für die wichtigsten Sachen im Leben eines Einheimischen Mannes, Bier Meat and Woman. Nach diesem Kulturtrip haben wir dann noch eine Loge am Lake Malawi Besucht, vor der ein altes Deutsches Kanonenboot auf Grund gelaufen ist.
Um unsere Rückreise antreten zu können mussten wir erst mal in die Hauptstadt Lilongwe fahren wo wir auch das erste Mal Gillis Bruder getroffen haben, den wir eigentlich hier Besuchen wollten. Er ist grade erst von einer Geschäftsreise aus China wiedergekommen und ist dann auch relativ schnell nach Hause gefahren. Wir hatten ihn nur für zehn Minuten an einer Tankstelle getroffen um einmal Hallo zu sagen. Danach haben wir dann in einem Shoppingcenter, das ich am ehesten mit einem amerikanischen Wal-Mark vergleichen würde, noch schnell einige Sachen für die Rückfahrt gekauft. Für Afrikanische Verhältnisse waren die Preise dort übertriebenst teuer. Am Busbahnhof mussten wir dann einige Stunden verbringen. Denn ersten Bus des Abends konnten wir trotz Reservierung nicht nehmen, da er so stark überfüllt war das sogar nicht mal genug Stehplätze für uns da gewesen wären. Beim nächsten hatten wir dann etwas mehr Glück. Zwar hatten zu Beginn noch nicht alle von uns einen Sitzplatz, aber nach einigen Stunden sind dann aber noch genug ausgestiegen damit wir alles sitzen konnten. Morgens haben wir dann wieder in ein Dala gewechselt, das uns bis zur Grenze gefahren hatte. Diesmal hatten wir dann aber einige Plätze mehr Bezahlt als wir brauchten, damit wir etwas mehr Platz hatten. Abends haben wir dann in Mbeya in einem Hostel übernachtet, dass uns von einem der vielen Freunde Gillis organisiert wurde. Marcus hat uns am nächsten Morgen verlassen und ist mit dem Flugzeug nach Deutschland zurückgegangen. Wir hatten hingegen wieder einen ganzen Tag Busfahrt vor uns, auf der ich das fehlen meiner Kamera feststellen musste, wie sie genau verschwunden ist weiß aber nicht.
Die Nacht in Dar haben wir diesmal bei einer Freundin von Debbies Eltern verbracht, die ein Hostel für Missionarskinder betreibt. Für einige wenige Kinder, die auf eine der Internationalen Schulen Moshis gehen, stand dort ein ziemlich großes Haus, in dem einige, von der Kirche geschickerte, Freiwillige Hausaufgabenbetreuung und eine ganze Menge anderer Beschäftigungsprogramme anboten. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen und obwohl wir erst sehr spät dort eintrafen wurde extra für uns noch ein Abendessen zubereitet.
Nach der Nacht im Missionarshostel ging es dann früh morgens, als es noch dunkel war, mit dem Taxi zur Fähre. Wir kauften Karten für die erste Fähre des Tages und während wir auf die Fähre warteten musste ich feststellen, dass mein Handy mir im Taxi aus der Tasche gefallen ist. Den Taxifahrer konnten wir dann aber zum Glück erreichen  und er bewahrte das Handy erst mal auf bis wir von Sansibar zurückkamen. Danach fuhren wir dann eineinhalb Stunden mit der Fähre bis nach Stonetown.
Nach dem wir die Fähre verlassen hatte und in das Empfangsgebäude gegangen sind, erwartete uns erst mal ein Beamter des Sansibarischen Immigration Offices, der uns ein neues Visum ausstellen wollte, da das Tansanische nicht für Sansibar gilt, nach dem Vorzeigen unserer Permits wurden wir dann aber sofort durchgelassen und mussten dann nur noch durch die Gepäckkontrolle. Danach geht es dann endlich raus, wo ein Gleich eine Traube von Taxifahrer empfängt von denen einen jeder zu einem „good price“ fahren will. Den Weg zum Hotel nehmen wir dann aber doch zu Fuß. Einige Male haben wir uns zwar verlaufen, am Ende sind wir aber auch so angekommen und haben auch gleich eine ganze Menge von Stonetown gesehen. Nach dem Einchecken gab’s es erst mal eine kleine Ruhepause bis wir uns dann zum Stadtrundgang aufgemacht haben. Den Rest des Tages, sowie den nächsten haben wir in den verwinkelten Gassen Stonetowns verbracht, die kleinen Läden durchstöbert und die alten Häuser und die vielen Sansibartüren angeschaut. In einer der Gassen haben wir dann auch einen Einheimischen getroffen, der sich selber Mister Coca-Cola nennt, da man ihn so häufig auf Sansibar begegnet wie Coca-Cola. Über ihn konnten wir dann auch einigermaßen günstig eine Spicetour buchen.
Die Spicetour startete am nächsten Tag direkt von unserem Hotel aus und nachdem wir noch sieben andere Teilnehmer abgeholte hatten ging es dann zur Gewürzfarm. Die Farm war direkt für Touristen ausgelegt. Es gab feste Wege durch die Farm und die Gewürzpflanzen standen in kleinen Grüppchen direkt nebeneinander. Die Führung war trotzdem sehr interessant. Man konnte alle Gewürze direkt probieren und hat viel über anderweitige Verwendungen der Gewürze gelernt. Einige konnte man als Medizin benutzen, andere als Haargel oder Lippenstift.
Den Abschluss des Gewürzprograms machte dann noch ein Essen in das sie wirklich alle Gewürze rein gemischt haben die es hier gibt. Auf dem Rückweg haben wir dann noch einen Zwischenstopp bei einer Alten Sklavenhölle gemacht, wo während der Zeit der Briten Sklaven geschmuggelt wurden, und ein paar Stunden am Strand verbracht.
An unserm letzten Tag haben wir noch mal eine Tour nach Prison Island gemacht, wieder gebucht über Mister Coca-Cola. Die Fahrt zur Insel dauerte mit einem kleinen Wackeligen Boot ungefähr eineinhalb Stunden. Auf der Insel angekommen erwartete uns dann eine erste Überraschung. Obwohl alles Inklusive sein sollte, wurde auf der Insel eine Eintrittsgebühr von 7.000 Schilling verlangt, mit unseren Resident Permits konnten wir sie dann noch auf 2.000 runterhandeln. Erst danach konnten wir die Riesenschildkröten besichtigen. Die Schildkröten waren in einem riesigen Gelände eingezäunt. Da die Fütterung gerade vorbei war lagen die meisten Schildkröten grade schlafend am Eingang rum. Nach der Tour über die Insel blieb uns dann auch fast keine Zeit noch mal baden zugehen. Der Bootsfahrer hatte es scheinbar sehr eilig und so hatten wir auch beim anschließenden schnorcheln kaum Zeit, und sonderlich viel konnte man im schnorchel Gebiet auch nicht sehen. Wir waren dann auch sehr viel früher zurück als wir es eigentlich gedacht hatten.
Am Freitagmorgen ging es dann mit der ersten Fähre wieder nach Dar, wo uns schon der Taxifahrer erwartete, bei dem ich auf der Hinfahrt mein Handy verloren hab. Nach dem ich mein Handy dann wiederhatte ging es direkt zum Busbahnhof, wo wir nach viel hin und her noch einen der letzten Busse nach Moshi bekommen hatten. Auf der Busfahrt bahnte sich dann schon das Schicksal der nächsten zwei Wochen an. Im Laufe der Fahr stieg bei mir die Temperatur an, sodass ich am Ende der Fahrt mit starkem Fieber im Bus saß und beim Aufstehen starke Schwindelanfälle bekommen haben.  
Für die nächsten vier Tage lieg ich nun krank zuhause im Bett. Laura, die inzwischen auch krank geworden ist, wurde kurz nach meiner Genesung positiv auf Dengue-Fieber getestet, weshalb ich mich in Moshi auch noch mal testen lassen soll. Mein Testergebnis ist zum Glück negativ gewesen, trotzdem bin ich am nächsten Wochenende wieder Krank geworden. Am nächsten Montag kommen dann Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums vorbei, die uns noch mal in allen Einzelheiten zu unserer Reise befragen. Da ich wieder Krank geworden bin soll ich noch mal in Moshi getestet werden. Nachdem ich dann noch schnell einige Sachen eingepackt hatte ging es im Regierungswagen zum nächsten Krankenhaus in Himo, wo man erst mal nur Blut abgenommen hat. Dann weiter zum KCMC in Moshi, wo der Test durchgeführt werden sollte. Ich wurde dann bei Babus Haus in Moshi raus gelassen wo ich mich mit Mama getroffen habe, die auch vom Ministerium auf Dengue-Fieber getestet wurde. Abends sind wir dann noch zurück nach Uuwo gefahren. Am nächsten Tag kam dann nochmal jemand vom Ministerium mit einem Krankenwagen vorbeigefahren der nochmal Blut abgenommen hat. Beide Tests kamen dann am nächsten Tag negativ zurück und in den nächsten Tagen bin ich dann auch wieder Gesund geworden, diesmal ohne erneuten Rückfall. Laura konnte dann auch noch in dieser Woche wieder zurück nach Hause kommen.